Artikel vom 27.10.2018

Was ist die Philosophie der KgAS?

In den Augen der KgAS ist Adipositas eine chronische Erkrankung, deren Krankheitswert sich im Kindes- und Jugendalter ergibt aus:

  • den funktionellen und individuellen Einschränkungen,
  • der Einschränkung von Aktivitäten und Teilhabe inklusive psychosozialer Beeinträchtigungen,
  • einer höheren Komorbidität im Vergleich zu Normalgewichtigen
  • einem deutlich erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko im Erwachsenenalter.

Die Ursachen sind sehr vielschichtig und nicht immer therapeutisch zugänglich. Die Behandlung orientiert sich an den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA), die wiederum die größte Arbeitsgruppe innerhalb der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) ist: "Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Prävention und Therapie der Adipositas" (www.a-g-a.de).

In die Behandlung eingebunden sind neben dem Patienten und seinen Bezugspersonen Fachkräfte aus den Bereichen Kinder- und Jugendmedizin, Ernährung, Bewegung, Psychologie und Pädagogik. Dabei sollte versucht werden, die jeweiligen Kontextfaktoren des Kindes bzw. Jugendlichen zu berücksichtigen: Alter und Entwicklungsstand, Art und Ausmaß der Adipositas, soziokultureller Hintergrund und Familiensystem, weitere individuelle Voraussetzungen wie psychische Komorbidität oder Behinderung. Es soll möglichst individuell geschaut werden, welcher Patient welcher Therapie bedarf.

Langfristiges Ziel für die Versorgung der Patienten sollte es sein, Behandlungsketten zu etablieren, die der Chronizität der Erkrankung Rechnung tragen. Für die Kinder und Jugendlichen mit Adipositas liegt das langfristige Ziel in der Vermeidung und Reduktion von Folgeerkrankungen und dem Erhalt und der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Beide Ziele sind zunächst unabhängig von der Gewichtsreduktion zu sehen, bedingen sich aber mitunter durch die Stabilisierung bzw. Reduktion des Übergewichts.

Aktivität und Teilhabe werden erreicht durch

  • ein ausgewogenes Ess-, Ernährungs-, Bewegungs-, Medien- und Schlafverhalten
  • eine stabile physische, psychische und soziale Entwicklung im Rahmen der individuellen Möglichkeiten
  • eine adäquate Schulbildung und einen reibungslosen Übergang ins Berufsleben
  • eine gute Lebensqualität

Die Grundprinzipien der Behandlung, also der rote Faden, der sich durch alle Schulungsbereiche zieht, sind:

  • Motivationsförderung,
  • Strukturgebung und flexible Steuerung,
  • Selbstbeobachtung,
  • Aktivierung.

Die Therapeuten unterstützen sowohl den Patienten als auch dessen Familie bei ihrem Veränderungsprozess. Dabei ist er emphatisch und öffnet gleichzeitig die Wahrnehmung für bisher verborgene Handlungsmöglichkeiten. Die gemeinsame Arbeit erfolgt auf Augenhöhe. Der gegenseitige Umgang ist respektvoll, unvoreingenommen und interessiert. Trainer und Patient sowie dessen Eltern suchen als Team nach Voraussetzungen, mit deren Hilfe sie ihre Ressourcen aktivieren und erweitern können, um selbstorganisiert die eigenen Ziele zu erreichen. Dabei ist der Trainer Experte für die angewendeten Methoden und Inhalte, der Patient und dessen Familie sind Spezialisten für die eigenen Probleme und Verhaltensmuster.